Donnerstag, 11. September 2014

Die Einköchin

Klassentreffen sind doch was Feines. Mein Auto, mein Haus, mein Boot. Meine Wampe, meine Krähenfüße, meine verzogenen Abkömmlinge… Dieses Schicksal wird mich vielleicht in zwei Jahren ereilen, denn dann ist das Abi schon zwanzig Jahre her (Oh mein Gott!). Auch ohne offiziellen Anlass finde ich es immer spannend zu sehen, wohin sich ehemalige Weggefährten so entwickeln.

So beginnt der neue Beitrag der Nachbarin bei GALERIA Kaufhof, der eigentlich auf etwas ganz anderes hinauswill. Aber so ist das halt im Leben. Umwege über Umwege ;-)

Klassentreffen sind doch was Feines. Mein Auto, mein Haus, mein Boot. Meine Wampe, meine Krähenfüße, meine verzogenen Abkömmlinge… Dieses Schicksal wird mich vielleicht in zwei Jahren ereilen, denn dann ist das Abi schon zwanzig Jahre her (Oh mein Gott!). Auch ohne offiziellen Anlass finde ich es immer spannend zu sehen, wohin sich ehemalige Weggefährten so entwickeln. Zum Beispiel meine Buddys von der Journalistenschule.

Vor acht Jahren saßen wir noch einträchtig zusammen, die Zukunft war so was von offen. Hach! Und heute bin ich die Nachbarin und sehr glücklich damit. Und meine liebe Kollegin Sonja? Schreibt investigative Artikel über Drogenkartelle in Mexiko, geht tauchen in der Südsee, verbringt ihre Geburtstage an der Copacabana  und fliegt mal eben übers Wochenende nach Afrika, weil sie dort ein Patenkind hat.

Ich sag immer: Treffen sich zwei Flugzeuge, in beiden sitzt Sonja! Während sich bei mir schon ein nervöses Ziehen in der Magengegend einstellt, wenn ich - huuuh - mit der Regionalbahn von Bonn nach Köln fahren muss, jettet Mrs. Bonusmeile kreuz und quer über alle fünf Kontinente. Oder waren es sechs? Aber jetzt, JETZT, hat sie mich herausgefordert! Keine Sorge, ich plane keine einsame Backpacker-Tour durch Indien – hab‘ Rücken.

Ich werde einkochen! Denn das hat Madame zwischen Kambodscha, Bolivien und Nepal auch noch geschafft: Marmelade, Rumtopf und Chutney! Meine liebe Sonja, das ist ja nun wirklich mein Beritt. Äh - also wäre es, wenn ich es könnte… Was war nochmal Chutney? Hmm… Hab ich eigentlich schon geschrieben, dass der heimische Herd nicht unbedingt mein Freund ist? Obwohl das doch zur ambitionierten Mutterschaft dazugehört.

Nein, ich habe keinen Pastinaken-Brei für mein Baby hergestellt, obwohl ich es mir doch so fest vorgenommen hatte. Bei uns gab es Gläschen und für meine Tochter war das definitiv die sicherere Wahl. Kochen ist einfach nicht mein Ding. Wie sagte vorgestern mein Mann mit skeptischen Blick auf das Undefinierbare, was da im Topf vor sich hin blubberte und seltsame Gerüche verbreitete: „Wie soll das was werden, wenn du das Essen noch nicht mal abschmecken willst?“ – „Das soll ich probieren? Ich bin doch nicht lebensmüde!“

Jaaaaa, aber einkochen, das ist ja was ganz anderes. Man kann diese wunderschönen vintagemäßigen Weckgläser verwenden, tolle Etiketten gestalten und das Ergebnis dann auf dem Landhausküchenregal ausstellen. Ich merke, dass eine gewisse Vorfreude in mir erwacht. Plötzlich fühle ich mich, wie eine dieser Landfrauen aus den englischen Country-Zeitschriften. So mit uriger Küche und einem Garten mit knorrigen Apfel- und Pflaumenbäumen unter denen Pferde, Schafe und ein Esel weiden… Aber ich schweife ab.

Also zunächst mal: Was koche ich ein? Laut Wikipedia kann man außer Hochzeitstorten ja so ziemlich alles auf diese Weise konservieren: Obst, Gemüse, Pilze, Fleisch und - ich muss mich korrigieren - sogar Kuchen. Wow! Klingt großartig. Aber zunächst will ich es klassisch versuchen. Jeder fängt mal klein an… In Ermangelung eines eigenen Gartens mit altem Obstbaumbestand, gebe ich eine Bestellung bei meinen Eltern auf, die über dergleichen verfügen.

Eine Woche später stehe ich also hochambitioniert in der Küche. Vor mir Zwetschgen, Mirabellen und Sommerhimbeeren. Letztere wandern in meinen Mund, bevor ich sie einkochen kann. Sorry! Dem Steinobst rücke ich mit dem Messerchen zu Leibe, während ich die Gläser schön in der Mikrowelle sterilisiere und Wasser in einem kleinen Topf aufkoche.

Dann zwei Gläser mit Zwetschgen und ein Glas mit Mirabellen füllen. Heißes Wasser und Zucker dazu, bis das Obst ganz bedeckt ist und Deckel drauf. Damit mir die Gläser beim Einkochen nicht zu heiß werden und um die Ohren fliegen, bedecke ich den Topfboden mit einem Küchentuch. Dann Gläser rein, Wasser bis zum Kragen und eine Viertelstunde kochen. Alle rausnehmen und eine halbe Stunde abkühlen lassen. „It’s so easy“, trällere ich und fühle mich wie eine Hausfrau der 50er Jahre. Kurz bin ich versucht, mir Lockenwickler in die Haare zu drehen.

Motiviert von meinem Erfolg koche ich in den folgenden Tagen alles ein, was mir unter die Finger kommt: Äpfel mit Zimt, Kirschtomaten, Socken meiner Tochter, die mal wieder auf dem Boden rumliegen… Dann kommen echte Gerichte: Chili Con Carne und Bolognese, die mein Mann zubereitet (sicher ist sicher). Wie das alles schmeckt, weiß ich zwar nicht, aber es sieht toll aus. Meine Bilanz nach einer Woche: Der Keller ist voll (mit Küchenregal war leider nix, das Ganze muss dunkel und kühl stehen). Der lange und raue Bonner Winter kann kommen.

Zum krönenden Abschluss werde ich mich noch an den Kuchen im Glas wagen: Zitrone, Nuss und Schoko! Ich nehme mir vor, Sonja eine Auswahl zu schicken. Die kann sie bei ihrer nächsten Reise in den Koffer packen. Dann hat sie was aus der Heimat, wenn sie am Ende der Welt mal die Sehnsucht packt.

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