Mittwoch, 31. Dezember 2014

Silvester - Das Übliche

Tschö 2014

2014 ist schon so alt, das nur noch ein Blatt im Abreißkalender hat. So alt, wie ich mich fühle, wenn ich morgens im Bad meinem Spiegelbild ausweiche. Was hat es gebracht, das Jahr? Leider vieles, das in die Kategorie "In was für einer Welt leben wir eigentlich?" passt. Wer sich nochmal gruseln will, schaue sich den ein oder anderen Jahresrückblick an...

Für die Nachbarin war 2014 ein besonderes Jahr. Sie erblickte nämlich am 13. Januar das Licht der Welt. Völlig unabsichtlich und ungeplant und eigentlich nur, weil so ein Bloggerprofil so einfach einzurichten ist, dass sogar Mami es kapiert hat. Beim Thema "intuitiv bedienbar" gehen gewisse Meinungen dauerhaft auseinander (also zum Beispiel meine und die meines Informatikermannes). In diesem Fall nicht und schon war sie da - meine Alte Ego - und wollte nicht mehr weg. Den Rest kennt ihr.

Dass sie aber mein Jahr derartig durcheinander bringen würde, damit hätte ich niemals gerechnet. Ich lag also an einem grauen Januarmorgen auf der Couch, vor mir mein Potpouri der guten Vorsätze. Wollte entschleunigen, drei Kilo abnehmen, gesünder und nachhaltiger leben, netter zu meinen Mitmenschen sein, mehr Zeit für meine Familie haben... das Übliche eben. Ob ich meine Vorsätze auch umgesetzt habe? Nur so viel: Ich habe vier Kilo zugenommen.

Moment kleine Schokoladenpause...

So, wo war ich. Gute Vorsätze... Zu meinen Vorsätzen gehörte im Januar definitiv nicht, im Juni 2014, nach genau sieben Jahren, meinen sicheren Job als Online-Redakteurin zu schmeißen, mir zu Hause ein Homeoffice einzurichten und mich monatelang mit Dingen wie "Künstlersozialversicherung" und "Umsatzsteuervoranmeldung" zu befassen. Ihr wisst schon - schade um die Lebenszeit und so. An dieser Stelle noch mal vielen Dank an hilfreiche Kollegen und vor allem meinen Mann, der meine Legasthenie in Sachen Behördenkram und Exceltabellen mit stoischer Gelassenheit erträgt bzw. die Dinge einfach selbst in die Hand nimmt.

Heute sorgt die Nachbarin zum Teil für meinen Lebensunterhalt, indem sie sich auch regelmäßig auf dem Livestyle-Blog von GALERIA Kaufhof austoben darf. In meinem anderen Leben bin ich dem guten alten Online-Journalismus treu geblieben und er mir. Diese Mischung macht zufrieden und so haben die Nachbarin und ich unseren Schritt noch keinen Tag bereut.

Die Nachbarin und ich
Wieviel Nachbarin in mir steckt und wieviel von mir in der Nachbarin, darüber gehen die Meinungen auseinander. Meine älteste Freundin meint lapidar: "Mehr, als du denkst." Meine Mutter wundert sich unterdessen, wie ich immer auf "diese ganzen lustigen Geschichten" komme und ich kann nur sagen: Sie passieren genauso. Naja, also fast genauso, in etwa. Mein Mann geht von mehr Wahrheitsgehalt aus, "als noch normal ist". Wer es genauer wissen will, darf fragen.

Zweierlei freut mich immer wieder: Wenn ich mit "Hallo Nachbarin" angesprochen werde, denn dann weiß ich: "Hach! Mein Leser!!" Und: Wenn mir Leute ihre eigenen komischen Geschichten überlassen, mit denen ich dann machen darf, was ich will. Da geht mir das Herz auf. Danke :-) Ansonsten sind die Nachbarin und ich zum Jahresende ziemlich verschmolzen, was auch meine Gewichtszunahme erklären könnte. Ich hoffe, sie bleibt mir auch im nächsten Jahr erhalten, vor allem, wenn sie jetzt gleich meine Vorsätze liest:

- Ich muss und ich werde ein System finden, das den Sockenverlust auf ein Minimum reduziert.
- Ich werde keine Geburtstags-Mails und -Whatsapps mehr mit den Worten: "Nachträglich, aber besonders herzlich..." beginnen (An dieser Stelle gratuliere ich nachträglich, aber besonders herzlich M. aus J. bei R. zum elften Geburtstag. Sorry Mate, ist ja noch das alte Jahr)
- Ich werde zucker- und (hoffentlich auch bald) fettarm leben (darauf noch ein Stück Toblerone).
- Ich werde meine sportlichen Ambitionen weiter verfolgen und wie 2014 jede mir irgendwie mögliche (ihr seht die Auswahl ist begrenzt) Sportart mindestens zweimal betreiben.
- Ich werde mindestens dreimal in der Woche Zahnseide benutzen und mich einer professionellen Zahnreinigung unterziehen. (Dr. M., Sie haben gewonnen.)
- Ich werde täglich Nachrichten hören/lesen/schauen, auch wenn es mir nach einer Folge "How I met your Mother" viel besser geht.
- Ich werde aus meinem Arbeitszimmer-Schrägstrich-Gästezimmer-Schrägstrich-Rumpelkammer, das derzeit den Charakter und die Raumqualität einer verschimmelten Nerd-Butze hat, ein präsentables Arbeitszimmer-Schrägstrich-Kreativraum-Schrägstrich-Wenn-jemand-zu-Besuch-kommt-darf-er-trotzdem-hier-schlafen-Zimmer machen...
- Ich werde mich durch unseren familiären Mikrokosmos wühlen und wenn es was zu schreiben gibt, werde ich schreiben.
- Ich werde die Privatsphäre meiner Tochter so gut es geht schützen, damit sie nicht, wie unlängst von einer Kindergarten-Mutter prophezeit, in fünfzehn Jahren zum Therapeuten muss und danach zum Anwalt geht, um mich zu verklagen.

Ach ja, und ich werde entschleunigen, 6 Kilo abnehmen, nachhaltiger leben, netter zu meinen Mitmenschen sein, mehr Zeit für meine Familie haben... das Übliche eben!

Viel Glück!!!

In diesem Sinne:

Bleibt gesund,
verlernt das Lachen nicht
und schaut 2015 mal wieder rein.

Die Nachbarin und ich - wir freuen uns!!!

Dienstag, 23. Dezember 2014

Verpacken auf eigene Gefahr

Abgebrochene Nägel, kaputte Fingerkuppen, verklebtes, wirres Haar. Nein, ich komme nicht von einem Survivaltripp aus dem Dschungel. Ich habe nur Geschenke verpackt. Es gibt ja so Dinge, die verlernt man nie: Fahrradfahren, mit Messer und Gabel essen, Geschenke verpacken... Dachte ich zumindest. Die Realität sieht anders aus, muss ich leider feststellen. Früher gehörte das kunstvolle Verpacken zu meinen leichtesten Übungen (ich habe sogar mal am Packtisch gearbeitet). Ja, ich sonnte mich sogar in dem Glauben, ein gewisses Talent dafür aufzubringen. In jüngerer Zeit stelle ich mich jedoch an, wie ein Linkshänder mit Rechtshänderschere.


Das Papier reißt bereits beim Einschneiden - vorbei die Zeiten, in denen die Schere mit elegantem Schwung glatt durch das Papier fuhr und Papercut-Kanten produzierte. Die einst virtuos ausgeführte origamigleiche Falttechnik funktioniert überhaut nicht mehr. Meist ist das Papier viel zu groß und liegt in etwa so straff am Karton, wie die Haut einer 90-jährigen Omi. Dazu übelstes Geknuddel an beiden Seiten, wo eigentlich dieses perfekt gefaltete Dreieck hingehört, von einem dezenten  Klebesteifen gehalten. In meinen Glanzzeiten habe ich sogar Doppelklebeband benutzt...

Patchworkpapier

Manchmal ist das Papier aber auch zu klein, was ja noch blöder ist. Da mich offensichtlich mein Augenmaß verlassen hat, habe ich wenigstens auch eine Menge knitteriger kleiner Endstücke übrig. Die verklebe ich dann irgendwie miteinander zu einer Art Patchworkpapier und und gebe diesem mit Tesafilm den Rest. Ja, die Sache mit dem Tesafilm. Früher hatte ich Scotchband, bis sich mal irgendwann eine Freundin darüber lustig machte, dass ich ja immer dieses milchige Klebeband benutzen würde. Ja, auch, um filigrane Papiersterne ans Fenster zu pappen.

Sah ein bisschen unschön aus. ABER es verklebte nicht UND der dazugehörige Abroller tat, was er sollte. Nämlich nicht nur einwandfrei abrollen, ohne dass das Band verpappt, sondern auch an der Risskante problemlos den Klebestreifen abtrennen. War vielleicht Glück, aber seit ich besagten Scotch-Abroller kaputtgemacht habe, hatte ich nie wieder einen, von dem ich das Klebeband vernünftig abbekommen habe. Das Ergebnis ist ein vom hilflosen Rumziehen gedehntes und verflustes Band, das seine Klebekraft schon halb eingebüßt hat, bevor ich es überhaupt aufkleben kann.

Auch der glasklare Effekt von Tesa hat sich damit erübrigt, denn unzählige Fingerabdrücke machen es am Ende genauso milchig, wie das halbdurchsichtige Scotchklebeband. Grrrrrr! Aber auch wenn die Abrisskante murx ist, schaffe ich es immer noch, mir daran die Fingerkuppen zu zerstören. Sollte jemand mal meine Fingerabdrücke nehmen wollen, wird er es schwer haben und es hat auch einen Grund, dass ich immer nur rotes Papier verwende...

Bänderdehnung

Kommen wir zu den Bändern. Ich habe eine ganze Schublade voller Bänder - selbstredend. Aber nur wenige passen zu rotem Papier. Früher habe ich Geschenke kunstvoll verschnürt, mit Tannengrün oder Mistelzweigen versehen, hier noch ein Deko-Elch, dort eine Deko-Kugel, handgemalte Geschenk-Etiketten - das ganze Programm. Heute ziehe ich irgendein goldenes oder silbernes Geschenkband aus der Schublade, dass die sardinenbüchsengleiche Enge da drin nur mit vielen Falten überstanden hat und versuche es einigermaßen fest um das Papier zu wickeln. Was nicht klappt. Weshalb es rumschlackert, wenn ich den Knoten vorne drauf mache. Weshalb ich das lockere Band hinten am Geschenk nochmal zusammenfasse und mit einem fleckigen, verdrehen usw. - ihr wisst schon - Stück Tesa verklebe. Was sch...eibenhonig aussieht.

Aber hey, das Ding ist verpackt. Etiketten sind überbewertet, aber da ich mir über die zwei Tage bis Weihnachten definitiv nicht merken kann, welches rote Geschenk für wen ist, schreibe ich großzügig mit schwarzem Edding den Namen drauf. Nicht auszudenken, wenn meine Schwiegermutter die Schnürsenkel, die Lammfellschuheinlagen oder die Thermounterwäsche bekäme, die mein Bruder sich gewünscht hat oder meine Tochter den Stahlbesen, die Sturmhaube, die Dauerfilter für Nasssauger oder die Baumsäge, die für meinen Vater bestimmt sind. Mein Bruder wiederum könnte wahrscheinlich wenig anfangen mit einem Duplo-Zirkus, einem Rattan-Puppenwagen und dem Buch "Lili geht aufs Töpfchen". Aber wer weiß.

Jedenfalls, wenn das so weitergeht mit dem Verpacken, dann werde ich demnächst nur noch auf weihnachtliche Geschenktüten zurückgreifen. So ein Stahlbesen macht sich sicher super in einer dieser schmalen hohen Tüten, in denen man Weinflaschen verschenkt...


Warum ich das Geschenkeverpacken verlernt  habe? Ich weiß es nicht. Habe schon mal in Erwägung gezogen, meinen Hormonstatus ermitteln zu lassen. Vielleicht habe ich ja Testosteronüberschuss.

Andererseits könnte es eventuell auch etwas mit meiner Tochter zu tun haben, denn beim Verpacken hört sich das meist so an: "Nein Schatz, leg die Schere weg, nicht dass du dich schneidest!" "Wo hast du den Abroller hingetan?" "Ach da hinten, holst du ihn mal wieder her? Nein? Dann gehe ich wohl selbst!" "Sag mal Schatz, hast du das ganze Tesa abgerollt? Das hätte ich noch gebraucht. Wo hab ich denn...?" "NEEEIIIN, nicht auf der Geschenkpapierrolle balancieren!!!" "Ach, da hast du das ganze Tesa verklebt, auf den bereits fertig verpackten Geschenken. Ähhhh - sehr hübsch, mein Schatz." usw. usf. (Haare-rauf!)

In diesem Sinne werde ich mich nun verpflastern und mich den übrigen 32 Geschenken zuwenden, die noch zu verpacken sind. Meinem eigenen übrigens auch: Mein Mann sagt, er kann keine Geschenke verpacken!

In diesem Sinne, falls wir uns nicht mehr lesen: Frohe Weihnachten!!!

Eure Nachbarin

Freitag, 19. Dezember 2014

Wenn der Postmann täglich klingelt

Weihnachtszeit, Paketezeit. Vor allem, wenn man mehr am Rand vom Rand wohnt und die sieben Kilometer bis zur Innenstadt dank Kleinkind in der Trotzphase unüberwindlich erscheinen. Was aber tun, mit den vielen, vielen Kartons, die sich nach einer vorweihnachtlichen Geschenke-Order-Aktion in der Ecke stapeln...

Es gibt da diese Theorie: Ein zerbrochenes Fenster, das längere Zeit nicht ersetzt wird, kann dazu führen, dass die gesamte Nachbarschaft verkommt. So ähnlich läuft das auch in unserer Wohnung ab. Es gibt den Zustand „picobello“. Der ist Dienstagsmittags, nachdem unsere Perle das Haus verlassen hat. Ich habe morgens aufgeräumt, sie hat der bescheidenen Hütte Glanz verliehen!

Und dann braucht es nur eine klitzekleine Chaosecke. Dinge, die nicht da sind, wo sie hingehören: Zwei Schrauben liegen noch auf der Fensterbank, weil ich nicht wusste, wo sie herkommen. Der Brotkorb ist mit dem falschen Tuch abgedeckt oder das Quietsche-Entchen steht noch vom abendlichen Bad auf dem Wannenrand. Und schon vermüllt die ganze Wohnung. Wenn mein Mann nach Hause kommt, kann er nicht mehr erkennen, dass unsere Perle überhaupt da gewesen ist. Meine Tochter und ich haben dann schon ganze Arbeit geleistet.

Vor Geburtstagen und vor allem vor Weihnachten spitzt sich das Problem zu. Denn wir bekommen Post. Viel Post! Große Pakete! Die Herren von Versand und Co laden uns schon zu ihrem Geburtstag ein oder erzählen uns von ihren Rückenproblemen, so gut kennen wir uns mittlerweile… Naja, vielleicht machen sie uns auch nur für letztere verantwortlich.

Weihnachtsshopping

Aber wir wohnen eben nicht in der Bonner Fußgängerzone, sondern quasi am Rand vom Rand. Es gibt Supermärkte und Drogerien, Bäcker, Schneider und Floristen, aber es gibt keinen Spielwarenladen, keine Modehäuser und keine Fastfood-Restaurants. Letzteres hat damit eigentlich nichts zu tun, stößt aber meinem Mann immer wieder auf. Kaufhof ist Luftlinie nur siebeneinhalb Kilometer entfernt. In der Realität aber liegen unzählige logistische und organisatorische Meilen zwischen mir und dem Weihnachtsshopping.

Also bewege ich mich gar nicht - das kann ich ja ohnehin am besten - und bestelle alles, was es zu bestellen gibt online. Ich meine, Weihnachtsmann und Christkind bringen die Sachen doch auch ins Haus. Da war nie die Rede von schwitzenden Menschenmassen, die sich – viel zu warm angezogen – bepackt, rempelnd und mit den Nerven am Ende durchs Kaufhaus schieben, um den Wunschzettel abzuarbeiten. Und das sind nur die OHNE zeterndes Kleinkind an den Haxen. No thanks!

Aber zurück zu unserer Wohnung. Wenn zwei Schrauben ausreichen, um aus einem ordentlichen Heim ein Dickicht zu machen, durch das man sich den Weg nur noch mühsam bahnen kann, ist der Effekt von Pappkartons naheliegend. Und wir sprechen hier von vielen Pappkartons. In einer Ecke gestapelt - herausquellendes Füllmaterial, Werbeprospekte und Lieferscheine noch nicht mitgerechnet - blockieren sie etwa fünf Prozent unserer Wohnfläche und die nächste Altpapierabfuhr ist erst in einem Monat. Unverantwortlich sowas.

Idee!!!

Jetzt verstehe ich natürlich, dass sich manchmal eine gewisse Kartongröße nicht vermeiden lässt. Zum Beispiel – äh – bei einem Paravent. Warum aber Pakete hier ankommen, die mindestens eine Mikrowelle vermuten lassen, sich dann aber als Transportkäfig für zwei zentimeterhohe Tierfigürchen erweisen, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Vielleicht kann mich jemand erhellen.

Jedenfalls habe ich mir überlegt, dass ich – auch um mein schlechtes Gewissen in Sachen Papierverbrauch zu beruhigen – die diversen Kartons einer sinnvollen Aufgabe zuführen werde. Meine 38 Weihnachtsdeko-Zeitschriften sagen seit letztem Jahr einhellig das Gleiche: Baut Euch Weihnachtsbäume! Aus Streichhölzern und Ästen, aus Bildern, die pyramidenartig an der Wand hängen, aus Lebkuchen und Büchern. Warum als nicht auch aus Kartons??? Et viola!


Montag, 15. Dezember 2014

Warum ich "Last Christmas" toll finden darf

Ab und an ist ja Zeit für ein peinliches Geständnis. Hier ist es: Für mich ist Weihnachten kein echtes Weihnachten ohne "Last Christmas"! Ja, ich weiß, genauso gut könnte man David Hasselhoff-Fan sein (was ich niemals war) oder Modern Talking toll finden….…… Ja okay... Aber Mann, ich war in der dritten Klasse und Thomas Anders hatte die Haare, die ich mir immer gewünscht hatte.

Aber zurück zu George Michael und „Wham!“. Ich weiß, das Lied sollte eigentlich „Last Easter“ heißen und war nur als Gelddruckmaschine gedacht. Und ich weiß, dass George Michael in dem Video aussieht, wie meine Großtante Henriette und dass man mit dem Schmalz, der gerade aus den Boxen tropft (ja, ich höre das Lied, siehe oben) ausreicht, um Bräter für mindestens drei Weihnachtsgänse einzufetten. Aber ich habe eine wirklich gute Entschuldigung.


Es war der Winter 1991, ich war ein Teenie mit Zahnspange und lila Nerdbrille und schwärmte seit etwa einem halben Jahr für den heißesten Typen, den die Einkaufs-Mall (jaha, sowas gab es damals schon) zu bieten hatte. Er arbeitete in dem großen Musikladen im Basement, dessen Namen ich vergessen habe. Sagen wir der Einfachheit halber „Musikpalast“. Er war groß - also der Typ - mindestens zwanzig und er hatte diese langen dunklen Locken, für die es sich lohnte, mehrmals pro Woche 25 Minuten mit dem Bus in der Innenstadt zu fahren.
 

Ihr seht ich bin meinen Vorlieben auch nach der dritten Klasse erstmal treu geblieben. Jedenfalls war es irgendwann vor Weihnachten und ich schaute diesen neuen, verwackelten Regionalsender. Irgend so ein armer Praktikant hatte am Tag zuvor eine Umfrage in der Fußgängerzone gemacht und sich die Lieblings-Weihnachtslieder der Leute vorsingen lassen. Und plötzlich war ER da und füllte mit seinen Locken den ganzen 56er Röhrenbildschirm aus.
 

Und als ob das nicht schon gereicht hätte, um meinen Tag zu machen, erhob er auch noch seine Stimme und sang im perfekten weichen Bariton sein Lieblingsweihnachtslied ins Mikro: „Laaast Christmas, I gave you my heart…“ Als meine Mutter ins Wohnzimmer kam, fand sie nur noch eine Pfütze an der Stelle, an der mein Herz dahingeschmolzen war. Ich selbst saß im Bus Richtung Innenstadt, um mir eine ganz bestimmte CD zu kaufen...

Freitag, 12. Dezember 2014

Bastelalarm Teil 2

 
Jetzt habt ihr gedacht, ich bin damit durch. Weit gefehlt! Ich habe sage und schreibe 25 Menschen auf der Liste, die dieses Jahr eine Weihnachtskarte von mir bekommen. Nicht die, die mir nahe stehen, die bekommen ne Whatsapp. Aber der Postbote, der Müllmann, die Vermieter, der Nachbar, der immer die Pakete annimmt. Kassenborn vom Rewe. Meine zwei Lieblingslieferanten, die Erzieherinnen im Kindergarten. Oh Moment... 26, 27, 28. Ihr seht, ich muss einfach Basteln und das Wohnzimmer zumüllen.

Weihnachtszeit ist Bastelzeit

Im November, wenn ich das erste Mal zur Mittagszeit das Licht in der Küche anmachen muss, erfasst mich das Weihnachtsfieber. Dann werden die ersten Plätzchen gebacken, Listen mit Geschenkideen angelegt und Termine für Bratapfelessen und Weihnachtsmarktbesuche ins Auge gefasst. Mein Mann, der es ja nicht so mit Brauchtum hat, jammert dann. „Es sind doch noch Wochen hin bis Weihnachten. Unsere Tochter singt gerade von morgens bis abends Martinslieder und du fragst mich, was wir an Weihnachten essen sollen!“

Das ist aber auch typisch für ihn. Schon als es vor drei Jahren um die Hochzeit ging, hielt er sechs Monate Vorausplanung für total verfrüht. Wir wären wahrscheinlich bis heute noch nicht verheiratet… Aber, was reg ich mich auf?! „Jingle Bells“ summend entere ich die Ladenzeile unseres Vorortes, die meine Bedürfnisse erkannt hat und mit weihnachtlichen Mustern und Farben, Glitter und Glimmer lockt. Denn ich - digital völlig vernetzt - bestehe auf handschriftliche Weihnachtspost mit selbstgemachten Karten!

Jetzt muss ich gestehen, mit meinen „Papierchen“, wie mein Mann sie nennt, bin ich speziell. Von der Serviette übers Geschenkpapier bis zum Leporello Bastelset wird alles gehütet. Das führt dazu, dass ich auch mit Papieren aus dem Jahr 1993 arbeite. Sie haben in der Zwischenzeit schon acht Umzüge mitgemacht. Wenn ich etwas ausschneide, lege ich alle Schnipselchen über einem Zentimeter Durchmesser wieder in meine Schatzkiste. Und alles, was ich zu Karten, Geschenken oder Verpackungen verarbeite, trägt meinen leisen Abschiedsschmerz in sich.

Inspirationsjagd

Mein Fundus hindert mich natürlich nicht daran, alle Jahre wieder mit neuen Bastelfutter bepackt nach Hause zu kommen. Mein Mann guckt dann immer noch ungläubig, obwohl er es ja schon kennt. „Tja, du solltest mich vor Weihnachten eben nicht alleine shoppen lassen“, grinse ich und er brummt. „Jaja, und nach Weihnachten ist dann schon wieder vor Weihnachten.“ – „Stimmt“, freue ich mich und unterdrücke meinen Vorschlag, doch ein eigenes Zimmer für meine Papierchen einzurichten. Ist vielleicht grade nicht der richtige Zeitpunkt.

Heftigst unterstützt werde ich übrigens in meiner Leidenschaft durch meine Tochter. Die bringt täglich drei Din A 4-Seiten Uralt-Druckerpapier aus der Kita nach Hause, auf denen mindestens ein blasser Holzstiftstrich zu sehen ist. Manchmal auch zwei und manchmal ist auch das ganze Blatt vollgemalt. Diese Kunstwerke, bei denen ich immer ‚janz feuchte Auren‘ kriege, werden dann auch hin und wieder veredelt. Als Geburtstagskarte, Schmuckkästchen oder auch als Mobile, wie zuletzt an Ostern.

Nach wochenlanger Recherche und Inspirationsjagd im Netz sind nun die folgenden  Weihnachtskarten entstanden. Drei Vorgaben gab es von meiner Seite: 1. Es sollte einfach umzusetzen sein. 2. Ich wollte nur Material verwenden, das ich bis dahin schon zu Hause hatte (bevor man Mann vollends die Krise kriegt) 3. Es sollten verschiedene schöne Karten entstehen, die zum Adressaten passen. Hier die Anleitungen!

Besorgt euch zunächst Blankokarten oder entsprechend zugeschnittenes Tonpapier. Dann kann es losgehen.



Weihnachtliche Wäscheleine

Das braucht ihr: Schwarzen Fineliner, Glitter in verschiedenen Farben, Klebestift
So geht’s: Malt eine Wäscheleine mit einigen winterlichen Kleidungsstücken, einer Weihnachtskugel und einem Weihnachtsstern auf. Füllt die Formen mit Klebestift und Glitter aus. Weihnachtsgruß darunter. Fertig!


Schleifenkarte

Das braucht ihr: etwas breiteres Schmuckband, Papier als Unterlage, Fotoapparat, Fotopapier (10x15 cm) PC, Drucker

So geht’s: Bindet das Band zu einer Schleife. Legt ein weiteres Stück diagonal auf ein Blatt Papier und die Schleife darauf. Fotografiert die Kreation von oben. Druckt das Bild auf Fotopapier aus oder lasst es entwickeln. Klebt es auf die Blankokarte auf. Et voila.


Donnerstag, 4. Dezember 2014

Bastelalarm Teil 1

Wenn ich zum ersten Mal um die Mittagszeit rum das Licht in der Küche anmachen muss, erfasst mich das Weihnachtsfieber. In einem schlechten Sommer kann das auch schon mal im Juli sein, denn das Fenster liegt nach Norden...

Dann werden die ersten Plätzchen gebacken, Listen mit Geschenkideen angelegt und Termine für Bratapfelessen und Weihnachtsmarktbesuche ins Auge gefasst. Ich – digital völlig vernetzt – bestehe auf handschriftliche Weihnachtspost mit selbstgemachten Karten!

Dieses Jahr ging der Sommer einigermaßen, deshalb habe ich mit dem Basteln doch erst im November angefangen.

Hier die ersten Ergebnisse





Herzkarte und Weihnachtswaldkarte

Das braucht ihr: Ein altes Buch, das ihr definitiv nicht mehr lesen wollt, Tonkartonrest, Schere, Klebestift und Heißkleber, Kordel, Gitterband, dicken schwarzen Filzschreiber, Füller, Deko-Klebeband, Streudeko „Sterne“

So geht’s: Nehmt euch das Buch vor und schneidet Herzen, Bäume oder was auch immer ihr mögt aus den Seiten aus. Umrandet die Formen mit schwarzem Filzschreiber.

Für die Herzkarte: Deko-Klebeband aufkleben, aus der Kordel eine Schleife binden, Herzform erst auf festen Tonkarton kleben und nochmal zuschneiden. Dann mit Heißkleber Schleife und Herz übereinander auf das Dekoband kleben. Mit den „baumelnden Herzen“ genauso verfahren.

Für die Waldkarte: Sie ist weniger aufwendig, weil ihr keinen Heißkleber braucht. Glitterband zuschneiden und aufkleben, darauf die Bäume und ein paar Sternchen auf den Spitzen verteilen. Das Glitterband für die baumelnden Herzen schmal zuschneiden und alles festkleben. Fertig.

Weihnachtsgedichtkarte

Das braucht ihr: Gedichtband, Kopierer, Weihnachtsbaumfotos vom letzten Jahr, Schere, Kleber.

So geht’s: Aus dem Gedichtband ein Weihnachtsgedicht herauskopieren (alternativ selbst aufschreiben). Ich liebe Eichendorffs Weihnachtsabend. Dann zuerst das Foto diagonal zuschneiden und aufkleben und die Gedichtseite passend danebenkleben. Fertig.


Anleitung: Fensterkarte

Das braucht ihr: Klappkarte aus Tonpapier oder Blankokarte, Lineal, Bleistift, Cuttermesser, Fotos oder schönes Papier in Kartengröße.

So geht’s: Karte aufklappen und innen links ein Sprossenfenster einzeichnen. Lineal zu Hilfe nehmen, damit die Abstände gleich sind. Mit dem Cuttermesser die „Scheiben“ ausschneiden. Dahinter könnt ihr jetzt ein schönes Papier kleben oder eigene Fotos.
Tipp: Wenn man die „Scheiben“ nur an den kurzen Seiten aufschneidet und sie dann mittig von oben nach unten durchtrennt, ergibt das vier Fenster mit Klappläden. Dahinter können sich dann kleine Überraschungen verbergen, zum Beispiel eine vierteilige Bildergeschichte.

Viel Spaß beim Basteln und eine beseelte Weihnachtszeit wünscht,
Die Nachbarin



Montag, 1. Dezember 2014

Weihnachten auf dem Märchenschloss oder das Osterhasen-Trauma

Kürzlich habe ich mich mit meiner Freundin Marisol über frühe Kindheitserinnerungen unterhalten. So mit fortschreitendem Alter kommen die ja langsam wieder. Eigentlich sollen sie ja erst so ab dem  dritten Lebensjahr langsam einsetzen. Als Mutter finde ich das manchmal traurig: Die Maus wird sich nicht an ihren ersten Tag am Meer erinnern oder an den ersten Schnee. Andererseits aber auch nicht an den Tag, als ich sie mit einem dieser kribbeligen Kopfhaut-Massage-Dinger erschreckte und sie sich die Stirn an der Tischecke aufschlug. (In der Notaufnahme waren sie sehr nett und die Narbe ist schon fast verheilt…)

Eine von vielen Erinnerungsboxen...

Im Gespräch mit Marisol kamen wir darauf, dass wir zwar frühe Erinnerungen haben, ABER ja nicht wissen können, ob es echte Erinnerungen sind ODER Erinnerungen an Erzählungen ODER Erinnerungen an Erinnerungen. Könnte ja auch sein! Wenn ich mich an meinem dritten Geburtstag mit meinem Kurzzeitgedächtnis an etwas erinnere, dass ich mit - sagen wir Zweidreiviertel - erlebt habe und mich dann mit Dreieinhalb daran erinnere, an was ich mich an meinem dritten Geburtstag erinnert habe und so weiter und so fort… kommt doch am Ende eine astreine Erinnerung bei raus!

Superacht versus Smartphone

Jetzt hatten wir Ende der siebziger Jahre ja nicht die mediale Gedächtnisstütze, die die Kids von heute haben. In jedem Lebensmoment steht doch irgendeiner daneben, der das Ganze mit dem Smartphone als Video oder wenigstens im Bild festhält. Über uns gab es höchstens noch einen wackeligen Superachtfilm. Und mit „einen“ meine ich „einen“. Immerhin weiß ich dadurch, dass ich als Einjährige im Ungarn-Urlaub fast mal von der Schaukel gefallen wäre…

Unsere Tochter liebt es, sich Videos von sich selbst anzuschauen (heiliger Egozentrismus) und gibt ihrer Erinnerung damit immer wieder einen neuen Anstoß. So weiß sie auch noch, dass sie sich mit eineinhalb das Bein gebrochen hat (Gips bis zur Hüfte). Wenn man sie fragt, welches Bein und wo genau, kann sie es schneller und präziser zeigen, als wir.

Marisol meint übrigens, sie hat nicht ganz so viele Kindheitserinnerungen. Sie ist auch ein paar Jahre jünger als ich – also zwei. Je mehr ich so über meine ersten Lebensjahre nachdenke, desto mehr fällt mir wieder ein. Vielleicht habe ich aber auch nur eine blühende Fantasie (Krebsgeborene und so). Ein frühes Bild habe ich zum Beispiel von einer Amsel, die vor unserem Küchenfenster an einer mit Körnern gefüllten Kokosnuss schaukelt. Ein Foto gibt es davon nicht. Vielleicht ist es also eine Erinnerungen ersten Grades.

Ok, ein Foto gibt es offensichtlich doch. Mist! Aber in meiner Erinnerung war es eine Amsel. Wirklich!!

Das Osterhasen-Trauma

Aus der Kindergartenzeit habe ich dann schon richtig viele. Wie ich zum Beispiel stolz mein neues Wissen über die Nichtexistenz des Osterhasens mit den anderen teilte und die Erzieherin dann vor versammelter Mannschaft sagte: „Quatsch. Natürlich gibt es einen!“ Heute kann ich sie verstehen. (Mein Trauma lässt auch langsam nach.) Oder der Moment, als ich im Urlaub so „dumdidumdidubdidei“ in ein Schwimmbecken hineintaperte, bis ich nur noch Wasser und Luftblasen vor Augen hatte… und als nächstes die Armbanduhr meines Vaters, der mich (dankenswerterweise) wieder rauszog. Da war ich wohl so vier.

Vielleicht bin ich, was diese ganzen Erinnerungen angeht, auch ein bisschen obsessed. Ich entstamme einer Familie von Ahnenforschern und Autobiographie-Schreibern, von Fotosammlern und Nie-etwas-Wegschmeißern. Sowas färbt sicherlich ab. Andererseits gibt es auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass man von einem Südtiroler Freiheitskämpfer des 18. Jahrhunderts abstammt. Das erklärt so einiges. Sollte meine Tochter mal ein Ahnenforschungsinteresse entwickeln, wird es schwerer, denn „Multikulti-Kid“ müsste ihre Vorfahren gleich in sieben verschiedenen Ländern aufspüren…

Hmm… die Überschrift „Weihnachten auf dem Märchenschloss“ deutet darauf hin, dass ich eigentlich über was ganz anderes schreiben wollte und irgendwie vom Kurs abgekommen bin (ich glaube Seefahrer gehörten nicht zu meinen Urahnen). Jedenfalls schreibe ich über die wunderschöne vorweihnachtliche Märchenschlosserfahrung, an die sich meine Tochter später BITTEBITTE erinnern soll, einfach beim nächsten Mal.




Einen frohen Advent wünsche ich Euch! Und wenn ihr mögt, teilt doch Eure ersten Kindheitserinnerungen mit mir!!

Mittwoch, 26. November 2014

Na dann "Gute Nacht!"


Meine Tochter fragt mich jeden Tag, ob wir einen Schneemann bauen und ich zeige jeden Tag aus dem Fenster ins nasskalte Grau und sage ihr, dass da was Wesentliches fehlt. Trotzdem ist es nachts schon kalt und weil meine kleine lebende Wärmflasche nun die erste Hälfte der Nacht im eigenen Bett schläft, brauche ich Mr. Biber und Mrs. Flanell!!!

Gute Nacht!!

Brrrr – es wird Winter. Meine Tochter fragt mich jeden Tag, ob wir einen Schneemann bauen und ich zeige jeden Tag aus dem Fenster ins nasskalte Grau und sage ihr, dass da was Wesentliches fehlt. Die Temperaturen geben sich aber schon Mühe. Vor allem nachts: drei Grad. Mein Mann behilft sich mit zwei Überdecken und ich mir mit meiner lebendigen dreijährigen Wärmflasche.

Da diese aber seit ein paar Wochen immerhin die erste Hälfte der Nacht im eigenen Bett verbringt (etwas kurzsichtig von uns, sie gerade im Spätherbst aus dem Elternbett auszuquartieren), liege ich da abends bibbrig und zittrig unter etwas, dass sich Ganzjahres-Bettdecke schimpft. Ja, vielleicht für die Kanaren…

Da dieses Daunendings mit optimalen Isolations-Eigenschaften, aber noch ziemlich neu ist, muss ich da jetzt mindestens noch eine Saison durch, bis sich das Ganze amortisiert hat. Vor Heizdecken habe ich Angst und mir jeden Abend eine Wärmflasche zu machen ist mir zu aufwendig. Also liege ich mit Kuschelsocken, Skiunterwäsche, Flanellschlafanzug und Schal in Kältestarre unter meiner Denke. Nur um dann ab etwa 3 Uhr, wenn meine Tochter das Bett entert, an Überhitzung einzugehen.

Größere und kleiner Schwierigkeiten

Da hilft nur eines. Wenn es die Decke nicht bringt, dann muss wenigstens kuschelige, warme, weiche Bettwäsche her. Biber oder Flanell! Jawohl! Und zwar ein Set für beide Elternbetten. Natürlich gibt es dabei, wie nicht anders zu erwarten war, einige Schwierigkeiten. Erstens: Mein Mann ist groß. Sehr groß. Ergo hat er auch eine Decke in Komfortgröße und seine Füße schauen trotzdem noch unten raus. Ich dagegen bin, wie in fast allem, mehr so Durchschnitt und habe eine Standard-Decke. Macht die Sache mit dem Set also schon mal schwieriger.

Die viel relevantere Schwierigkeit ist jedoch die, sich auf ein Design zu einigen. Denn hey, wenn wir uns schon gemeinsame neue Bettwäsche leisten, sollten wir sie auch zusammen aussuchen. Also ran an den Laptop und mal geguckt, was es so gibt auf dem Markt. Es fängt ja schon bei der Farbe an. Mein Mann steht auf Männerfarben. Also schwarz, grau, braun und „zur Not auch weiß“. Bin ich hier im Krankenhaus, oder was?

Ich stehe dagegen auf ganz normale Farben, also pink, rosa, lila, türkis. „Pink, rosa und lila sticht sich mit deinen roten Haaren“, stichelt mein Mann und kommt sich sehr schlau vor. Aber ha, genau da wollte ich ihn hin haben. „Also türkis“, jubiliere ich. „Mit gelb könnte ich mich anfreunden“, ignoriert mich mein Mann und googelt nach BVB-Bettwäsche. „Niemals!“ bestimme ich und gebe Pip Studio ein.

Mit den Royales ins Bett?

So geht es weiter. Flanell-Wendebettwäsche „French Vintage“, mit türkisen Punkten und Rosenmuster gegen „Walking Dead“ Bettwäsche mit Zombieapokalypse-Motiv. Bunte Blüten, Streifen, Punkte, Elche und Eulen gegen Metallica, Star Wars und Simpsons. Ich glaube, mein Mann will mich ärgern, denn zwischendurch sagt er immer wieder: „Einfach grau ginge auch!“ Pah!

Ich muss allerdings zugeben, es ist sehr erhellend zu sehen, was der Bettwäschedesign-Markt so hergibt:  Das Tablet-Muster inklusive Apps oder die fotoechte Currywurst mit Pommes, Pizza Salami und - ja - sogar eine Tafel Schokolade. In alledem soll man schlafen. Für letztere hätte ich mich erwärmen können, braun hin oder her. Beliebt sind auch Prints, die erst mit dem Schlafenden zu einem Gesamtbild verschmelzen. Etwa von Kate und Williams (bekleideten) Körpern, die man nur noch mit dem eigenen Kopf auf dem Kissen ergänzen muss.

Je kurioser die Designs, desto mehr sind mein Mann und ich wieder einer Meinung: „Nein, nein und nein!“ Das schweißt wirklich zusammen, muss ich sagen. Am Ende finden wir einen Kompromiss, mit dem wir beide glücklich sind: Biberbettwäsche in grau mit weißen Sternen! Passt zum Shabby-, Vintage- und Landhausstil. Gibt es in mehreren Größen UND ich habe bereits eine Kuscheldecke im gleichen Stil. Somit ist die eheliche Harmonie wieder hergestellt…

Ach ja, und damit meine Tochter nicht leer ausgeht, bestelle ich ihr Bettwäsche für Kinder: Mit 
Blümchen und türkisen Punkten drauf.


Montag, 24. November 2014

Die Girlande

So ein Kinderzimmer braucht ja ein Motto, findet ihr nicht?! Prinzessin, Pirat, Dschungel, Müllhalde. Na gut letzteres ist eher die Zustandsbeschreibung. Jedenfalls dachte ich mir vor der Geburt unserer Maus: Grün beruhigt, ist nicht so typisch Junge oder Mädchen und außerdem haben wir kein Haustier und wohnen nicht im Wald, da kann man ja wenigstens in der Raumgestaltung die heimische Flora und Fauna einbeziehen.

Also malte ich noch unter Wehen einen raumhohen Baum an die Wand und setzte drei Eulen aus Tonpapier in die Äste. Ein Jahr lang hatte ich Vogelhäuschen gesammelt und verteilte sie nun großzügig in allen Ecken. Eine Lampe mit Bienenfotoprint, Vorhänge mit Gemüse drauf und natürlich Kuscheltiere satt. Fertig war der Gartenraum.

Die starrende Eule
Das alles geschah, bevor ich wusste, dass unsere Tochter das Kinderzimmer vor ihrem dritten Lebensjahr gar nicht beziehen würde. Das Spielzeug stand vor allem im Wohnzimmer, geschlafen hat sie bekanntermaßen im Elternschlafzimmer. Aber gewickelt haben wir sie im Kinderzimmer!! Ha! Und dabei durfte sie immer auf ein Käfer-Mobile gucken! (Was sie nie gemacht hat, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, zu zappeln und zu treten…)

Ein Bett mit Ranke

In einer der vielen Motivationsphasen zum Thema Schlaf kauften wir ihr ein wunderschönes Gitterbett, das die Oma mit viel Liebe weiß einpinselte. Bei Dawanda bestellte ich mir handgeklöppelte Buchstabensticker und klebte ihren Namen auf. Und dann suchte ich lange nach einem passenden Flora-Accessoire und fand endlich DIE eine Blumengirlande aus Stoff von Haba! Ich knotete sie sorgfältigst um die Gitterstäbe, um jede Strangulationsgefahr zu bannen. Dass der Betthimmel von IKEA ein Jahr später aus genau diesem Grund zurückgerufen werden sollte, wusste ich damals ja noch nicht.

Als das quasi ungenutzte Bett irgendwann auch in der Theorie zu klein wurde (bzw. mein Mann und ich es leid waren, auf der Matratze davor zu campieren) wanderte es in den Keller und die Blumengirlande suchte ein neues Zuhause.

Jetzt ist mein Mann nicht unbedingt der Typ, der sich über eine Blumengirlande an der Wohnzimmerlampe freut. Auch nicht am Badezimmerregal, über den Kühlschrank drapiert oder am Spiegel im Flur. Sooo leicht gebe ich allerdings auch nicht auf. Und am Ende landete sie um einige Äste gewickelt an der Kinderzimmertür. Gut damit eigentlich in der Küche, aber sie ersetzte eine glitzernde Lillifee-Girlande und damit hatte ich meinen Mann.

Das Schmuckstück
Da hing sie nun also unbescholten für mindestens sechs Monate rum. Mein Mann bückte sich klaglos darunter hinweg und hatte sich bald daran gewöhnt, nicht mehr hocherhobenen Hauptes durch die Wohnung gehen zu können. Für jemanden, der fast zwei Meter misst, ist das ja auch eher eine Grundsatzerfahrung…

Der Durchbruch

Ja, und dann kam der Tag, an dem meine Tochter sich überreden ließ, endlich ins Kinderzimmer zu ziehen und dort auch nach einigen Anläufen alleine im eigenen Bett einzuschlafen. Jetzt ist es ja so, dass Kinder im Halbdunkeln eine blühende Fantasie entwickeln. Als erstes verschwanden die Eulen vom Baum. „Die starren mich so an!!“ Wenn man schon sieben Mal vom Sofa aufgesprungen und ins Kinderzimmer gehetzt ist, um das Kind zu beruhigen, wird man in solchen Dingen weich. Ich hätte wahrscheinlich auch die Vorhänge abgehängt, das Bett um 90 Grad gedreht oder die Dielen rausgerissen, wenn sie es verlangt hätte…

Und dann kam der Abend, an dem ich später nach Hause kam und die Äste mitsamt der Girlande in der Wohnzimmerecke vorfand. „Deine Tochter hatte Angst vor dem Ding“, sagte mein Mann gelassen. „Da hab ich es runtergenommen. Dabei sind leider auch die Nägel mit aus der Wand gerissen…“ Ich sagte nichts, dachte mir meinen Teil und hängte am nächsten Vormittag alles wieder an seinen Platz.

Die Rechnung hatte ich jedoch ohne meine Tochter gemacht. Ehrlich gesagt, dachte ich, sie hätte gar nichts mit dem Vorgang zu tun. Als sie jedoch am Samstagvormittag in ihrem Zimmer spielte, hörte ich auf einmal Gejammer. Mein Mann ging hin und kam grinsend mit der Info zurück: „Die Maus möchte die Girlande nicht mehr an der Tür haben, sie hat Angst davor.“ „Was hast du ihr erzählt??“, fragte ich. „Gar nichts!“, verteidigte sich mein Mann. Und während wir noch in die Küche standen und diskutierten, beschloss die Maus, die Sache selbst in die Hand zu nehmen:

Schuhlöffel im Hausflur organisieren und feststellen: Es reicht nicht!
Wanne hinzuziehen und feststellen: Es reicht immer noch nicht!
Holztritt aus dem Wohnzimmer in die Küche schieben. Dabei einen Höllenlärm machen. Feststellen: Es reicht!!
Girlande mit Nagel aus der Wand reißen. Eltern sprachlos machen. Sich diebisch freuen!
PS: Ich habe das Ensemble der Einfachheit halber jetzt hinter den PC-Bildschirm meines Mannes geklemmt. Nicht schön, aber wenigstens sticht sich so niemand ein Auge aus...

Donnerstag, 20. November 2014

Joggen für Anfänger



In Sport war ich schon immer eine Niete. Kartoffelsack am Reck, Ersatzbank beim Völkerball. Und Sprint? „Langsamer kannst du eigentlich nur noch sein, wenn du rückwärts läufst“, meinte mein Sportlehrer bei den Bundesjugendspielen `91. Es ist mir einfach nicht gegeben. Beim Singen kann ich den Ton halten, beim Malen erkennt man, was es sein soll, beim Speerwerfen eben nicht: „Ich glaube, hier liegt eine motorische Behinderung vor.“ (Besorgter O-Ton vom gleichen Sportlehrer).

Die traumatischen Erfahrungen meiner Kindheit und Jugend haben dazu geführt, dass ich heute noch ein extremer Sportmuffel bin und mich nur im Notfall bewege. Zum Beispiel, wenn meine kleine Tochter mit wehenden Haaren vom Spielplatzgelände Richtung starkbefahrene Hauptstraße rennt. Aber selbst eine einfahrende Bahn kann mich nicht dazu bringen, meinen Schritt zu beschleunigen. Da warte ich lieber eine halbe Stunde auf die nächste.

Ich hab Rücken

Addiert mit meinem Schreibtischtäterjob ergibt meine geckogleiche Reglosigkeit das folgende Ergebnis: Meine vielbejammerten 42+, Zellulite sogar an den Oberarmen und ich habe RÜCKEN! „Das war ja zu erwarten“, höre ich im Geiste meinen Sportlehrer spotten. Jetzt ist Rücken eine Sache, Migräne eine andere. Und da ersteres derzeit immer wieder zu letzterem führt, bleibt mir keine Wahl: Ich. Muss. Mich. Bewegen. (Egal, wie es aussieht)

„Wir leben hier in einem Joggerparadies“, sagt mein Mann und meint die 300 Meter, die wir von den Rheinanlagen entfernt wohnen. „Schwing die Hufe!“ Und eine Freundin erzählt: „Ich war früher genauso unsportlich und dann habe ich mit dem Laufen angefangen. Ein Jahr später bin ich einen Marathon gelaufen.“ Hm, auch mein Vater ist früher Marathon gelaufen. Dann muss ich das doch quasi im Blut haben.

Ich begebe mich also in die nächste Sportabteilung und erstehe wichtig aussehende Laufschuhe, die auf hundert Euro runtergesetzt sind. „Der Preis motiviert mich jetzt noch mehr, auch wirklich anzufangen“, sage ich zu meinem kopfschüttelnden Mann. „Das hat der Fitnessstudiobeitrag auch nie geschafft“, meint er lapidar. „Du musst es wirklich wollen. Und denk dran, alles was man 21 Mal gemacht hat, wird zur Gewohnheit.“ Schlaumeier.


Morgenstund‘ hat Sport im Mund

Ich nutze also die frühe Morgenstunde, kleide mich in Pyjamahose und T-Shirt (für ein Laufdress hat das Geld nicht mehr gereicht) und stehe schließlich vor meiner Tochter, die große Augen macht. „Wow“, sagt mein Mann aus dem Hintergrund, „du siehst ja richtig sportlich aus!“ Na, dann kann ich ja hierbleiben, denke ich und will mich gerade aufs Sofa schmeißen, als ein schmerzhaftes Ziehen im Nackenbereich mich an den eigentlichen Grund meiner Ambitionen erinnert.

Also los, sage ich mir und ziehe schnellen Schrittes Richtung Rhein davon. Dass ich tatsächlich jogge, kann am ersten Tag nun wirklich niemand erwarten. Am Fluss empfängt mich eine Nebelwand und ich bin dankbar: So erkennen mich wenigstens die Nachbarn nicht, die da unten ihre Hunde ausführen. In zügigem Tempo geht es Richtung Süden, Ziel ist der hintere Spielplatz mit dem Trampolin. Da möchte ich ein bisschen hüpfen.

Ich lasse die Schultern kreisen und so langsam wird mir sogar warm. Das läuft doch großartig, denke ich, als ich in der Ferne den Spielplatz sehe. Dann könnte ich vielleicht doch mal versuchen zu laufen. Locker falle ich in den Trab. Hm, das fühlt sich jetzt aber nicht mehr so lustig an. Egal, die zweihundert Meter bis zum Trampolin muss ich jetzt schaffen. Mein Atem geht stoßweise, erstes Seitenstechen stellt sich ein. Kurz einatmen, laaaange ausatmen.

Locker flockig?

Mit jedem Schritt vertieft sich meine Gesichtsfarbe, während ich dampflockmäßig den Weg entlangrattere. Eine Kolonie Kaninchen zieht rechts an mir vorbei, weiter hinten sitzen zwei Eichhörnchen mit einem Defibrillator am Wegesrand. Sehe ich so schlimm aus? Mein Sportlehrer hat beim Joggen immer gesagt: „Wenn das Gesicht tiefrot anläuft und sich um den Mund herum ein weißes Dreieck bildet, ist man überlastet.“ Ein Selfie mit dem Handy gibt mir Gewissheit: Ich sehe aus wie ein leuchtendes „Vorfahrt achten“-Schild!

Die letzten Meter zum Trampolin lege ich lieber wieder im Schritt zurück. Schwer atmend lasse ich mich auf die daneben stehende Bank fallen. Mal aufs Handy gucken, wie lange ich schon unterwegs bin. Cool! 15 Minuten. Das ist ja schon die halbe Zeit. Nur grade mal meine Mails checken… Eine Viertelstunde später erhebe ich mich leicht angefroren, um den Rückweg anzutreten. Fürs Trampolinspringen habe ich keine Zeit mehr. Ich muss schließlich auch mal arbeiten und kann nicht den ganzen Tag Sport machen.


Als ich einige Zeit später unsere Straße entlangwalke, kommt mir mein Mann entgegen. „Super“, sagt er anerkennend, „du warst ja richtig lange unterwegs! Und du siehst aus, als wärst du wirklich gejoggt!“ - „Ja, was denkst du denn?“ sage ich leichthin, als ich Kusshändchen werfend an ihm vorbeiziehe. So ein bisschen Sport am Morgen tut doch richtig gut. Darauf erstmal einen Kakao und ein Nutellabrot!

Sonntag, 16. November 2014

One Lovely Blog Award

Mama lernt ja nie aus. Es gibt einen "One Lovely Blog Award" und Steffi alias Li-La-Mama hat mich nominiert. Vielen Dank!!! Ich habe schon eine Rede vorbereitet, Sekt kalt gestellt, meine fünfzehn besten Freundinnen zum Umtrunk geladen...


Denn schließlich soll man die Awards annehmen, wie sie verliehen werden. Ich freu mich und befolge nun also brav die Regeln, die da sind:

1. Verlinke die Person, die Dich nominiert hat (Häkchen)
2. Blogge die Regeln und zeige den Award (Häkchen)
3. Veröffentliche 7 Fakten über Dich (Ihr habt es so gewollt)
4. Nominiere 15 Blogger und teile ihnen die Nominierung mit (Ach so....)

Hier meine sieben Outings - zusammengetragen von meinen mittlerweile sehr lustigen - Freundinnen:

1. Ich schlafe mit halboffenen Augen.

2. Ich habe die gleiche Körper- und Schuhgröße wie meine Mutter UND meine Schwiegermutter.

3. Ich war mit 13 unsterblich in Kevin Costner verliebt. Bis er seine Frau verlassen hat. Da war er unten durch! Nennt das ruhig unlogisch.

4. Ich habe sechs Jahre lang klassische Gitarre gelernt und das einzige, was ich spielen kann, ist "Alle meine Entchen".

5. Mein Zweitname ist eigentlich kein richtiger Vorname, weil mein Vater auf dem Standesamt einen Buchstaben vergessen hat.

6. Wenn ich mich geschnitten habe, klebe ich mir ein Bibi Blocksberg-Pflaster auf und singe "Heile, heile Segen".

7. Ich bin in meinem Leben zwölf Mal umgezogen und kann mich an keine einzige Telefonnummer mehr erinnern.

Last but not least kommen hier 15 Blogs - äh fünf Blogs, die ich gerne lese. Vielleicht hat der ein oder andere noch keinen "One Lovely Blog Award" und freut sich darüber so wie ich.

Papa b(l)oggt

Mama Couch und Coach

Prinzessin und Schildkröte

Knirps mit Krümel

Kreativ mit Kind

Mittwoch, 12. November 2014

Zum vierten Hochzeitstag

Zehn Gründe, warum ich gerne mit meinem Mann verheiratet bin...
  • Weil er zuhört, auch wenn er weghören könnte.
  • Weil er Dinge zu mir sagt wie: "Du musst das nicht tun!" oder "Wenn es dir wichtig ist, gehe ich mit!" oder auch "Du schaffst das!"
  • Weil er wirklich und in echt Gänsehaut bekommt, wenn er Metallica hört.
  • Weil er unsere Tochter trotz Rückens noch dreimal mehr in die Luft wirft, wenn sie "Bitte, bitte hang time machen" ruft.
  • Weil er seine Wimpern an sie vererbt hat! Darüber freue ich mich immer noch jeden Tag!
  • Weil er weiß, dass ich mich unglaublich freue, wenn er Einrichtungszeitschriften für mich mitbringt UND weil er sich die Zeit nimmt, genau die auszusuchen, die am besten meinen Geschmack trifft.
  • Weil er mich so laut und anhaltend zum Lachen bringt, dass meine Tochter anfängt zu brüllen, weil sie den Witz nicht verstanden hat.
  • Weil er über mich lachen kann und über sich selber auch.
  • Weil er seinen Platz zu Hause bei seiner Familie hat und nicht um die Ecke bei seinen Kumpels und er trotzdem viele Kumpels hat.
  • Weil er mir, wenn wir ohne Tochter unterwegs sind, die Beifahrertür aufhält. Immer noch!
  • Weil ich mich auf die Zehenspitzen stellen muss, wenn ich ihn küssen will.
  • Weil er mich massiert, wenn der Rücken schmerzt.
  • Weil er auf mein: "Lass uns jetzt nicht streiten" gar nichts antwortet und mich kurz darauf in den Arm nimmt.
  • Weil er viel lieber salziges Popcorn isst, als Schokolade und so mehr für mich bleibt.
  • Weil er nur vier Tage arbeitet, um drei Tage mit uns verbringen zu können!
  • Weil er seine Zombiefilme mit Kopfhörern schaut, damit ich das Gemetzel nicht mit anhören muss.
  • Weil er sich über meine Chickflick-Bücher lustig macht, sich aber ohne mit der Wimper zu zucken, die ganze Story erzählen lässt.
  • Weil er sensibel ist, aber kein Weichei.
  • Weil er aussieht, wie "James Bond in gut", wenn er morgens das Haus verlässt.
  • Weil er immer für uns da ist.

Okay, das waren jetzt mehr als zehn Gründe, aber noch lange nicht alle und ich war gerade so schön im Flow!! Danke für vier wunderbare Jahre, M. Chen!

Freitag, 7. November 2014

Hätte ich im Traum nicht gedacht...


Puh! Habe gestern ein Interview mit einem Traumexperten gelesen. Der sagte, die neueste Erkenntnis ist, dass man die ganze Nacht träumt UND: Je besser man sich an seine Träume erinnert, desto größer der therapeutische Effekt. Therapie kann ich immer gebrauchen! Aber wie erinnert man sich an seine Träume? Ich meine klar, an den einen oder anderen schon, aber an acht Stunden Träumerei (also mit der Maus netto sechs)?

"Man muss sich einfach nur abends beim Einschlafen sagen, dass man sich morgens an alle Träume erinnern will", sagt der Experte. Klang mal wieder zu einfach, um zu funktionieren und deshalb habe ich es ungläubig - und sehr blauäugig, wie ich heute morgen feststellen musste - gemacht. Der Erfolg war mehr als durchschlagend!

Erstens: Die ganze Familie hat mehr als eine Stunde länger geschlafen. Was das mit meinen Träumen zu tun hat, weiß ich nicht, aber ich wollte es der Vollständigkeit halber mal erwähnen.

Zweitens: Ich hatte vier laaaaange Träume. Eigentlich je zwei Forstetzungsgeschichten, weil Madame Ich-schlafe-niemals-durch mich natürlich geweckt hat.

Drittens: Ich habe groooooße Abenteuer erlebt UND die Welt bereist UND viele Bekannte getroffen.

Viertens: Als ich meinem Mann heute morgen von diesen Träumen erzählen wollte (das gehört nämlich auch zum therapeutischen Gelingen) meinte er entsetzt: Aber doch nicht acht Stunden!!! (Dass es ja eigentlich nur sechs waren, wollte er gar nicht mehr hören.)

Also blogge ich jetzt über meine Träume - in Kurzfassung. Ihr müsst es ja nicht lesen!

Es begann mit einer Flucht - wovor, weiß ich nicht, aber mein Mann und ich hatten die grandiose Idee in einem dieser riesigen, neuen, roten, hochglänzenden usw. Traktoren zu flüchten, die man manchmal in der besserbetuchten Landwirtschaft findet. Und zwar durch die Großstadt! (Wenns mal wieder unauffällig sein muss...)

Irgendwann konnte ich ihn überzeugen, dass es bessere Möglichkeiten gibt, wenn man wirklich unerkannt bleiben will und wir schlugen uns zu Fuß durch einen Dschungel, bis wir schließlich in einem Diner vor einem sehr netten jungen Deputy saßen. Er hat uns nicht erkannt! Weil die Fahndung nach einer Rothaarigen ausgeschrieben war und ich hab ja grade Ombre-Hair, also heller an den Spitzen und schlauerweise einen Hut auf! Ha!

Dann heulte die Maus und ich wachte auf. Grrrrr!!!

Traumteil zwei führte uns in ein österreichisches Bergdorf, wo ich meiner Tante über den Weg lief und ein bisschen quatschte. Mit einem gelben Nähfaden statt mit Kletterseilen bestiegen wir schließlich mit anderen Bergsteigern den Hausberg. Mir war ein bisschen mulmig dabei, so am seidenen Faden zu hängen, aber gut. Oben setzten wir uns in den Schnee, machten am Abend ein Lagerfeuerchen und sahen in die dunkle Ferne. Weit hinten in Frankreich erkannte ich den Ort, an den uns die Flucht noch führen sollte...

Die Maus heulte ein zweites Mal und wir riefen sie zu uns ins Bett. Sie wollte unbedingt VON MAMA MIT FINGERNÄGELN in den Schlaf gekrault werden, deshalb dauerte es ein bisschen.

Dann ging es in den nächsten Traum, der mich zum Pfarrhaus meiner Kindheit brachte, das aber durch eine - ziemlich hässliche - moderne Villa ersetzt worden war. Im Pool davor wusch ich meiner Tochter die Haare und fand sogar einen angeschlossenen Föhn in einer Box, so dass ich meinen wieder einstecken konnte.

Dann drehte sich die Maus - vielleicht war der Föhn zu heiß - und ich wachte wieder auf.

Im letzten Traumteil erkundete ich das Haus und entdeckte, dass es ein riesiges exotisches Hotel war. Mit meinen Eltern saß ich im palmen- und bougainvillebepflanzen Innenhof und frühstückte. Die Ruhe hielt nicht lange, denn ich musste eine Sportmannschaft coachen, die für die Olympischen Spiele trainierte und aus den Erzieherinnen der Kita bestand.

Sehr fordernd die Bande, aber sie holten die Medaille - bei was auch immer - rudern??? Die zu überreichen fiel einem Exfreund zu, der daraus eine Riesenshow machte und das Millionenpublikum (das in Rängen saß, die bis zum Himmel reichten) zu Laola-Wellen animmierte. 

Ich riss die Arme hoch... stieß mich an der Wand und war wach.

Boah wat anstrengend!! Jetzt fühle ich mich irgendwie, als hätte ich gar nicht geschlafen und zwei Tage hinter mir. Da helfen nur Kakao und ein Nutellabrot. Ob ich mir heute Abend nochmal wünsche, dass ich mich an meine Träume erinnere, weiß ich nicht. Eigentlich kann ich das mir und euch nicht antun! ("Absolut richtig", bestätigt mein Mann.)

HINWEIS

Das Interview mit dem Traumexperten Stefan Klein "Träume sind wie eine natürliche Psychotherapie" (von Sonja Niemann) stand übrigens in der Brigitte Nr. 22, 8. Oktober 2014, die mir meine Mutter überlassen hat.

Donnerstag, 6. November 2014

Shoppen mit Mann und Kind

Also mal Hand aufs Herz: Ich bin jetzt nicht gerade das, was man neudeutsch als Fashion Victim bezeichnen würde. Manolo Blahniks hielt ich bis vor Kurzen noch für eine chronische Stoffwechselerkrankung, bis mich eine „Sex and the City“-erfahrene Freundin darüber aufklärte, dass es sich um Stöckelschuhe, handelt. Auch besagte Serie ist leider an mir vorbeigegangen, was im Wesentlichen damit zu tun hat, dass ich seit Jahren den Kampf um die Fernbedienung verliere.

Nur wenn es um Heidis XS-Mädels geht, setze ich mich einmal im Jahr durch! Schon aus gesundheitlichen Gründen: Eine Staffel „Germany’s Next Topmodel“ motiviert mich zu etwa drei Wochen Schlankheitskur. Und zum Kauf eines Marken-Mascaras, den ich nach einmaliger Benutzung sofort in der Schublade versenke, weil ich eigentlich seit Jahr und Tag meiner geliebten No-Name-Wimperntusche treu bin und bisher definitiv nichts Besseres gefunden habe.  

Seit ich mit der Aufzucht eines Kleinkindes beschäftigt bin, haben meine Ambitionen für die Schönheit zu leiden, beträchtlich abgenommen. Ich hab auch so schon genug am Hals. Bequem muss es sein, kleinen klebrigen Kinderhändchen muss es trotzen und trocknergeeignet wäre auch nicht schlecht. Also Jeans. Die habe ich mittlerweile in allen Größen von 36 (Fehlkauf) über 38 (jaha, das waren noch Zeiten) und 40 (Schwangerschaft) bis 42 (Bewegungsmuffel, Schokoaddict).

Spieglein, Spieglein

Langsam wird auch das zu eng. Beim Hinsetzen knarzt es mittlerweile verdächtig im Gewebe – also im Jeansgewebe und GNTM noch so lange hin. Deshalb muss ich etwas tun, was ich wirklich nur mache, wenn es nicht anders geht: Ich muss Hosen shoppen! Für jemanden wie mich, deren Hüfte eindeutig der breiteste Körperteil ist, in etwa so spaßig, wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt.
Selbst meine - wirklich wunderschöne - Freundin Claudia meinte kürzlich: „Wenn ich in der Umkleide stehe, gucke ich niemals in den Spiegel, das tue ich mir nicht an.“ Sollte ich vielleicht auch lassen, denn anders als die Wurzelbehandlung hat Hosenkaufen zusätzlich einen überaus nachteiligen Effekt auf mein Selbstbewusstsein…

Hier mal ein Aufruf: Liebe Umkleidekabinen-Designer! Wir brauchen mehr Licht!!! Wie kommt ihr darauf, dass Schummer-Leuchten den unbekleideten Körper eines Menschen jenseits der 35 besser aussehen lassen? Gedämpftes Licht erzeugt Schatten an Stellen, an denen man als Frau seit der Erfindung der Cellulite keine Schatten mehr sehen möchte. Grelles Licht macht vielleicht blass um die Nase, aber es lässt Hügel und Täler verschwinden. Zumindest wenn man nicht so genau hinsieht.

In der Umkleidekabine

Bis die Beleuchtung in Umkleidekabinen angepasst ist, mache ich es also wie meine Freundin - ich schaue nicht mehr hin. Was dem Hosenkaufen eine weitere unerträgliche Komponente hinzufügt, denn: Ich muss meinen Mann mitnehmen. Wer soll denn sonst gucken, ob die Hose einigermaßen sitzt? Nein, nichts gegen meinen Mann, er gibt sich wirklich Mühe. Aber wenn ich ihn mitnehme, muss ich auch meine Tochter mitnehmen. Und das, liebe Freunde, wünscht man wirklich niemandem.

Wir also an einem sonnigen Samstagmorgen mit einer schlecht gelaunten Dreijährigen in der Bonner Innenstadt: „Ich wollte nicht einkaufen, ich wollte zu den Hirschen!“ – „Schatz, ich brauche neue Hosen, wir gehen später zum Wildgehege.“ „Du kannst doch alleine einkaufen und Papa geht mit mir vor?“ Hmm, wie erkläre ich ihr das jetzt?? „Der Papa muss der Mama helfen, weil sie doch so einen großen Popo hat“, springt mein Mann hilfreich ein und weicht feixend meinem bösen Blick aus. Meine Tochter gibt sich mit dieser Erklärung prompt zufrieden. Hmmm…

Eine Stunde später stehe ich schweißgebadet in der Kaufhof-Umkleide. Meinem Mann ist das Feixen vergangen. „Wenn du mir nicht vertraust, kannst du genauso gut alleine shoppen gehen“, motzt er nicht ganz unberechtigt und zeigt anklagend auf den von mir verworfenen Jeansstapel. „Wie soll ich dir vertrauen, wenn du Hüftjeans, die aus leichten Rundungen monströse Ausbuchtungen machen, für sexy hältst?“ meckere ich zurück. (So ganz hatte ich dem Blick in den Spiegel dann doch nicht ausweichen können). „Ich will jetzt endlich Hirsche!“ höre ich zum 35sten Mal meine Tochter vor der Umkleide jammern.

Größe 38!

Ein genervtes Grunzen aus der Nachbarkabine gibt mir den Rest und ich entscheide mich, das Experiment abzublasen. Erleichtert ziehen Mann und Tochter von dannen, um Rolltreppe zu fahren, während ich desillusioniert mit meinen Jeans aus der Kabine wanke. Da sehe ich ihn plötzlich: Er hängt auf der Stange der zurückgelassenen Kleidungsstücke unterhalb des Fachs, in das ich jetzt eilig meine Jeans stopfe und strahlt mich an. Dieser eine Rock, nur für mich gemacht, wohl ein Überbleibsel aus der Sommerkollektion, verschiedene Türkistöne, zartes Muster, ein Traum. Hatte nicht meine Typberaterin einst gesagt, ich solle auf Romantik setzen? Ich gucke auf die Größe: 38!


Wenn der jetzt passt, dann steige ich auf Röcke um, schwöre ich mir, als ich nach einem kurzen Blick Richtung Rolltreppe (alles ruhig) in die Kabine zurückeile. Weich fließt der Stoff an meinem Körper entlang und tut so, als hätte ich überhaupt keine Hüften. Der Reißverschluss lässt sich problemlos schließen, denn der einzige Vorteil der Birnenfigur ist eine schmale Taille. Klebrige Kinderhändchen, praktische Klamotten und potentiell kalte Winter sind vergessen. „Ich passe in 38“, jubiliere ich, als ich zur Kasse schwebe und mich dabei auf wundersame Weise zehn Kilo leichter und hundert Prozent weiblicher fühle. Darauf ein Sektchen und eine Staffel „Sex and the City“!

Montag, 3. November 2014

Pädagogische Fehler, die ich immer vermeiden wollte und warum ich sie trotzdem mache

Der Trend geht zu langen Überschriften ;-)

Also, ich bin ja irgendwie vom Fach. Hab in grauer Vorzeit mal Pädagogik studiert UND abgeschlossen. Jahaaa! Aber es hatte wohl seinen Grund, dass ich den Schwerpunkt auf Erwachsenenbildung gelegt habe.

Trotzdem hatte ich eine diffuse Idee davon, wie ich denn mein Kind erziehen wollte, bzw. vor allem wohin: Zu einer selbständigen, toleranten, selbstbewussten, engagierten und natürlich glücklichen Schülersprecherin. Als ich kürzlich ein Goldenes Ehepaar fragte, welche Werte sie ihren drei Kindern mitgegeben haben, sagten sie „Benehmen“ (sonst nichts). "Hmm!", guckte ich etwas betreten.

Andererseits, wenn ich mir meine Tochter so anschaue: Ein bisschen Benehmen würde nicht schaden. Und Respekt! Und Grenzen! Aber der Zuch ist wahrscheinlich abgefahren, die frühkindlichen - das ganze Leben prägenden Jahre - fast vorbei. Das Kind quasi in den Brunnen gefallen. Ich freu mich schon auf die Pubertät.

Aber was ist eigentlich passiert?

Also, erstens erzieht man ja sein Kind nicht allein. Das ist die Krux. Drücken Sie mal ihre rudimentären Vorstellungen von ausgedehnten Waldtagen mit einem ausgeprägten Stubenhocker durch. Oder die Idee, das Kind ohne mobile Endgeräte erziehen. Stieß sich ebenfalls an der Realitätskante. Das ein ITler und eine Online-Redakteurin ein Kind ohne Pad-, Pod- und Phone-Affinität aufziehen ist eben eher unwahrscheinlich.   

IIIIICH hab ja als Kind kaum ferngesehen und meinen ersten CD-Player bekam ich mit 18. Okay, vorher hatte es auch wohl noch keine gegeben. Oder fast! Aber dafür hatten mein Bruder und ich neben unseren eigenen Zimmern ein riesiges Spielzimmer. Mit 'nem Regal aus einer alten Bäckerei vom Boden bis zur Decke voll mit buntem Zeug. Das wünsche ich meiner Tochter auch. Spielsachen satt. 

Dieser Wunsch kollidiert wiederum mit unserer Quadratmeterzahl und den Ansichten meines Mannes: „IIIIICH habe meine ganze Kindheit durch nur drei Playmobil-Figuren und zwei Star Wars-Figuren gehabt und das Wars, äh war’s!“ Kein Wunder, dass er mit Ohren und Nase gleichzeitig wackeln und seinen Arm zweimal um die eigene Achse drehen kann. Mit irgendwas muss man sich ja beschäftigen. Jedenfalls muss unsere Tochter nun für jedes Spielgerät, das dazukommt, eins aussondern. 

Was noch? Gesunde Ernährung. Sind wir eigentlich beide für, aber unsere Tochter nicht. Obwohl, wenn man es genau betrachtet, ist sie eigentlich Veganerin: "Ich will Nudeln mit Soße, aber ohne Soße!". Das mit der zuckerfreien Ernährung klappte bis eineinhalb. Das mit der endgerätfreien Erziehung immerhin fast bis zwei. Dann brach sie sich das Bein und (wir) musste(n) vier Wochen Gips bis zur Hüfte (er-)tragen. Da gibt man dann schon mal auf.

Auch die Idee, sie in einen multilingualen, integrativen Montessori-Wald-Kindergarten mit naturwissenschaftlich-anthroposophischem Bildungsansatz zu schicken, mussten wir begraben. Hey, wir HABEN einen Kitaplatz, was will man heutzutage mehr. Und dann: Mandarin lernen am Nachmittag, Reitstunden für Kleinkinder, Zirkusschule? Wann das denn noch alles?

Also was haben wir?

Eine Dreijährige, die seit ihrem zweiten Geburtstag von acht bis halb drei in die Kita geht und danach von fünf engen Familienmitgliedern betreut und aufgezogen wird. Ein Kind, das jeden Tag vor die Tür kommt, Laufrad fährt wie der Teufel und problemlos drei Kilometer marschiert, wenn auch über Asphalt. Eine Entdeckerin, die einen Marienkäfer von einer Feuerwanze und eine Eichel von einer Haselnuss unterscheiden kann, allerdings auch „Die Sendung mit der Maus“ von „Jonalu“ und Firefox von Safari. Eine Leseratte, die etwa hundert Bücher besitzt und gefühlt alle auswendig kennt und die gleichzeitig das Tablet so virtuos bedient, dass die Oma runde Augen kriegt. 

Ich glaube eher nicht, dass sie mal Schülersprecherin wird. Aber authentisch wird sie sein, tolerant und sozial, großherzig und lustig. Ganz einfach, weil sie es immer schon war. Und Glück? Das können wir ihr wünschen. Erkennen muss sie es selbst.